Chronologie Karl Liebknechts
in Potsdam und Umgebung
- 15. Mai 1901: Karl Liebknecht tritt zum ersten Mal In Potsdam auf. Er spricht vor etwa 400 Personen, sein Thema ist „Die Sozialdemokratie und die bürgerlichen Parteien”.
- 21. Januar 1906: Auftreten auf Volksversammlungen anlässlich des Jahrestages des Petersburger Blutsonntags, die unter der Losung: „Gegen Volksentrechtung und Volksknechtung!” stattfanden. Karl Liebknecht sprach um 14:00 Uhr in Spandau, danach in Potsdam und ab 19:15 Uhr in Eiche. In Potsdam nehmen über 1200 Personen an der Versammlung im Viktoria-Garten (6) teil.
- 1. September 1909: Vor über 800 Versammlungsteilnehmern in Potsdam rechnet Karl Liebknecht mit der reaktionären Innen- und Außenpolitik der kaiserlichen Regierung und des Reichstages ab.
- 23. Februar 1910: Rede vor 2000 Teilnehmern einer Volksversammlung in Nowawes über das Thema: „Preußen-Deutschland und die politische Lage“.
- 31. Juli 1910: Referat vor den Werktätigen von Eiche und Golm über den Kampf gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht.
- 20. Januar 1911: Rede in einer überfüllten Volksversammlung im Viktoria-Garten in Potsdam über die preußisch-deutsche Reaktion und die Sozialdemokratie.
- 3. Dezember 1911: Auftreten auf Reichstagswählerversammlung in Potsdam unter freiem Himmel vor über 2150 Personen, nachdem die Reaktion den Genossen in Potsdam den Viktoria-Garten entzogen hatte.
- 17. Januar und 21. Januar 1912: Nochmaliges Auftreten auf Wahlversammlungen in Potsdam, da in der Hauptwahl am 12. Januar 1912 keiner der Kandidaten des Wahlkreises die absolute Mehrheit errungen hatte und eine Stichwahl am 25. Januar 1912 durchgeführt werden sollte.
- 25. Januar 1912: Karl Liebknecht erringt in der Stichwahl einen großen Sieg und erobert den „Kaiserwahlkreis“.
- 28. Januar 1912: Auftreten in Potsdam auf einer Versammlung unter freiem Himmel vor etwa 3500 Personen, in der Liebknecht den Wählern für das Vertrauen dankt.
- November 1914: Im Potsdamer Gewerkschaftshaus (7) beauftragen Potsdamer Genossen Karl Liebknecht, gegen die Kriegskredite im Reichstag zu stimmen.
- 2. Dezember 1914: Offene Ablehnung weiterer Kriegskredite durch Karl Liebknecht im Reichstag.
- 7. Februar 1915: Karl Liebknecht wird als Armierungssoldat eingezogen und den Militärgesetzen unterworfen.
- 1. Mai 1916: Antikriegsdemonstration in Berlin, organisiert durch die Spartakusgruppe. Karl Liebknecht ruft auf dem Potsdamer Platz: „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!” Liebknecht wird verhaftet.
- 1. Mai 1916 bis 23. Oktober 1918: Inhaftiert im Zuchthaus Luckau; freigelassen durch erzwungene Amnestie.
- 11. November 1917: Aus einem Brief Karl Liebknechts aus dem Zuchthaus Luckau: Der ungeheure Prozess der sozialen und wirtschaftlichen Revolutionierung Russlands vom Bodensatz bis zum Schaum, dessen Ausdruck nur die politische — die Verfassungs- und Verwaltungsrevolutionierung ist, steht nicht am Abschluss, sondern im Beginn, vor unbegrenzten Möglichkeiten — weit größer als die Große Französische Revolution.
- 9. November 1918: Von einem Balkon des Berliner Schlosses ruft Karl Liebknecht unter der begeisterten Zustimmung der Massen die sozialistische Republik Deutschland aus. Demonstrationen, Streiks und Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten auch in Potsdam und Nowawes.
- 30. Dezember 1918 bis 1. Januar 1919: Gründungsparteitag der KPD. Karl Liebknecht wird gemeinsam mit Rosa Luxemburg in die Führung der KPD gewählt.
- 3. Januar 1919: Gründung der KPD-Ortsgruppe in Nowawes.
- 15. Januar 1919: Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ermordet.
(1) Kaiserwahlkreis
Als Kaiserwahlkreis wird der Wahlkreis Potsdam-Spandau-Osthavelland genannt, in dem der Kaiser in Potsdam lebte. In den Jahren 1903 und 1907 hatte Liebknecht dort kandidiert, seinen Wahlkampf begann er schon 1901. Karl Liebknecht konnte den Kaiserwahlkreis bei der Reichstagswahl 1912 überraschend gewinnen.
(2) Fritz Zubeil
Fritz Zubeil war Mitglied der SPD und später ab 1917 der USPD sowie Mitglied des Deutschen Reichstages. Er lebte in Berlin und zog erstmals 1893 für die SPD in den Reichstag ein. Er betrieb unter anderem eine Gastwirtschaft und arbeitete für den Vorwärts, dem Zentralorgan der SPD. Bis zu seinem Tod im Jahr 1926 war er Mitglied des Reichstages für die SPD, zu der er 1922 zurückkehrte.
(3) Dreiklassenwahlrecht
Das Dreiklassenwahlrecht ist ein historisches Wahlrecht und -system, welches in der deutschen Geschichte vor allem die Situation im Königreich Preußen beeinflusste. Die Abgeordneten des Abgeordnetenhauses wurden bis Ende der Monarchie 1918 nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählt, das Abgeordnetenhaus selbst war die zweite Kammer des Preußischen Landtages. Die Einteilung geschah folgendermaßen: Diejenigen Wahlberechtigten, die die meisten Steuern zahlten, wählten in der 1. Abteilung. Es wurden so viele Wahlberechtigte in diese erste Abteilung eingeteilt, bis ein Drittel des Steueraufkommens erreicht war. In die 2. Abteilung wurden diejenigen eingeteilt, die unter den verbleibenden Wahlberechtigten die größte Steuerleistung erbrachten, bis ein weiteres Drittel des Gesamtaufkommens erreicht war. Die übrigen Wahlberechtigten bildeten die 3. Abteilung. Wechsel innerhalb der Abteilungen waren möglich. Aufgrund ihres undemokratischen Ansatzes wurde es vor allem aus der Sozialdemokratie bekämpft.
(4) Singers Volksgarten
Das bekannte Arbeiterlokal „Volksgarten“ in der Priesterstr. 31 war eines der größten Versammlungsorte der Nowaweser Arbeiter:innenbewegung. Eine erste politische Maiversammlung ist aus dem Jahr 1899 datiert. Max Singer als Inhaber des Lokals war Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Nowawes und von 1919 bis 1933 sozialdemokratischer Gemeindevertreter bzw. Stadtverordneter in Nowawes.
(5) Kriegskredite
Als Kriegskredite wird das am 4. August 1914 vom Reichstag beschlossene „Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1914“ bezeichnet, dass von allen Parteien des Reichstags zugestimmt wird. Als Burgfrieden gilt, für die Zeit des Kriegs den politischen Streit ruhen zu lassen und sich vollends auf den Krieg zu konzentrieren.
(6) Viktoria-Garten
Der ehemalige Viktoria-Garten (oder auch „Victoria-Garten-Restaurant“ oder Viktoriagarten geschrieben) befand sich im Potsdamer Viertel Brandenburger Vorstadt in der Zeppelinstraße 37, direkt gegenüber dem Bahnhof Potsdam-Charlottenhof. Später errichtete man auch ein Gebäude in dem im Jahr 1934 ein Filmtheater eingerichtet wurde. Es war die größte Versammlungsstätte der Potsdamer Arbeiter:innenbewegung von 1890 bis zur Novemberrevolution und darüber hinaus. Die Bedeutung dieses Ortes war ähnlich groß und wichtig für die Arbeiter:innenbewegung wie Singers Volksgarten in Nowawes.
(7) Gewerkschaftshaus
In der Hegelallee 38 (ehem. Parteilokal Glaser) war das Potsdamer Gewerkschaftshaus und bei einer Versammlung erhielt Karl Liebknecht die Zustimmung seiner Potsdamer Genossen für die Ablehnung der Kriegskredite.
Quellen:
Bücher
1000 Jahre Potsdam, Blätter aus der Stadtgeschichte Teil II, Potsdam 1989
Geschichte der Arbeiterbewegung im Reichstagswahlkreis Karl Liebknechts 1871-1917 Teil 2, Potsdam 1965
USPD – Zur Geschichte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Frankfurt/Main 1975
Mitgestalter der Geschichte – Wegbereiter unserer Zeit, Potsdam 1980
Zeitung
Schlegel: KPD-Betriebsgruppe im Raw, Märkische Volksstimme vom 12.01.1989
Laube: Das rote Nowawes lebt!, Märkische Volksstimme vom 04.01.1959
Kalender
60 Jahre Kampf der deutschen Arbeiterklasse 1918 – 1978, Potsdam