Relief

Karl Liebknecht 1871 - 1919

Stadiontafel

Karl Liebknecht 1871 - 1919

Im Jahr 2020 einigten sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und die Potsdamer Stadtverwaltung über den Umzug des Potsdamer Seesportclubs und eine Verkleinerung des städtischen Strandbades im Park Babelsberg. Dem zu Grunde liegt ein Flächentausch, bei der die SPSG den historischen Rundweg (Drive) im Park Babelsberg wiederherstellen möchte. Im Zuge dessen wurde der Pachtvertrag für den Potsdamer Seesportclub nicht mehr verlängert und Abrissarbeiten fanden statt. Hierbei kam ein Relief von Karl Liebknecht zum Vorschein, das bisher nur wenigen Personen bekannt war.

Neben den öffentlichen Protesten zur Verkleinerung des Strandbades Babelsberg, die in den lokalen und regionalen Medien stark präsent waren, gab es auch eine öffentliche Debatte, wie mit dem Relief von Karl Liebknecht umzugehen sei. Verschiedene Einzelpersonen und Initiativen nahmen untereinander Kontakt auf und versuchten zu eruieren, welchen Schutz und welche Zukunft dieses in einen gemauerten Sockel eingelassene Relief habe. Unter Denkmalschutz stand das Relief nicht. Öffentliches Interesse und Teile der lokalen Stadtpolitik sorgten dafür, dass bei den Abrissarbeiten am Seesportclub das Relief von Karl Liebknecht erst einmal stehen blieb.

Quelle: Potsdam ostmodern, 04.05.2020, Facebook Schließlich kümmerten sich Fans sowie der Verein SV Babelsberg 03 e.V. in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes e.V. um die Sicherung des Karl-Liebknecht-Reliefs. Es wurde klar, dass das Relief in Potsdam-Babelsberg verbleiben sollte (Sicherung des Reliefs), auch wenn historisch betrachtet Karl Liebknecht auf der anderen Havelseite im Wahlkreis Potsdam-Spandau-Osthavelland wirkte, den der junge Berliner Rechtsanwalt am 25. Januar 1912 gewinnen konnte. Neben dem Gewinn des sogenannten Kaiserwahlkreises trat der Führer der Arbeiterbewegung insgesamt 23 Mal in Potsdam auf (siehe hier).

Doch auch für das heutige Babelsberg ist Karl Liebknecht interessant. So wurde am 21. Oktober 1878 im Schloss Babelsberg das sogenannte Sozialistengesetz unterzeichnet, das Vereine, Versammlungen und Schriften der Sozialdemokratie verbot. Hier in Nowawes, 1938 in Babelsberg umbenannt und ein Jahr später zu Potsdam eingemeindet, gab es seit je her eine starke Arbeiterbewegung zugegen. Am 23. Februar 1910 sprach Karl Liebknecht das einzige Mal im „Roten Nowawes“, dass aufgrund der starken Arbeiterbewegung diesen Beinamen erhielt. Die Rede fand in der Gastwirtschaft „Singers Volksgarten“ in der damaligen Nowaweser Priesterstraße statt. Zu Ehren Karl Liebknechts erhielt nach 1945 die Priesterstraße seinen Namen und der ehemalige Sportplatz an der Priesterstraße, der Mitte der 1920er Jahre entstand, gleich mit. Heute steht hier das Karl-Liebknecht-Stadion. Auch die aktive Fanszene nimmt Bezug auf Karl Liebknecht, sein Konterfei ist in der Fankurve omnipräsent.

Wann genau das Relief von Karl Liebknecht auf das Gelände des Seestützpunkt der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) kam und wer das Relief gestaltete, ist unklar. Unsere Forschungen und unsere Kontakte unter anderem zur SPSG, zum heutigen Seesportclub als letzter Pächter des Geländes, zu den Stadtwerken Potsdam mit ihrer Verfügungsbefugnis des Geländes oder zum Stadtarchiv Potsdam geben bis jetzt hierüber noch keine klare Aussage. Sicher ist, das Bootshaus entstand von 1953-54 (Quelle: Stadtarchiv Potsdam, Bestand: Soz 01989) und diente dem Seestützpunkt der Gesellschaft für Sport und Technik, die im Park Babelsberg im Jahr 1954 ein Ausbildungszentrum errichte. 1969 erfolgte die Umbenennung des Marineklubs Potsdam in das „Bezirksausbildungszentrum für maritime Ausbildung“ Potsdam. Das Bezirksausbildungszentrum wird schließlich am 14. Februar 1976 mit der Verleihung des Ehrennamens „Karl Liebknecht“ ausgezeichnet (Quelle: Historie Potsdamer Seesportclub). Es ist also anzunehmen, dass in diesem Kontext auch eigens das Relief von Karl Liebknecht geschaffen und dort errichtet wurde.